Gesellschaft/Politik


Pestizide: ungeklärte Fragen

Viele Forschende plädieren für eine schnelle Reduzierung des Pestizideinsatzes um 50 Prozent, wie es im Globalen Biodiversitätsrahmen von Montreal für 2030 festgelegt wurde. (Foto: NABU/Klemens Karkow)
Viele Forschende plädieren für eine schnelle Reduzierung des Pestizideinsatzes um 50 Prozent, wie es im Globalen Biodiversitätsrahmen von Montreal für 2030 festgelegt wurde. (Foto: NABU/Klemens Karkow)

Chemisch-synthetische Pestizide werden in der Landwirtschaft vielseitig eingesetzt und wirken nicht nur gezielt, sondern schädigen auch Nicht-Zielarten wie Schmetterlinge oder Regenwürmer. Eine Studie der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) untersuchte erstmals die Pestizidbelastung im Jahresverlauf. Sie zeigt, dass Stoffe nicht nur während der Spritzphasen, sondern ganzjährig und auch auf angrenzenden Wiesen nachweisbar sind. Die Auswirkungen dieser chronisch nachgewiesenen komplexen Pestizidmischungen auf die Umwelt sind bislang nicht ausreichend untersucht.


„Dass es nach mehr als 50 Jahren Einsatz von Pestiziden keine Daten zur Belastung der Ackerböden gibt, erscheint umso erstaunlicher, da Pestizide Bodenlebewesen und damit auch die Bodenfruchtbarkeit negativ beeinflussen“, so Carsten Brühl, Ökotoxikologe an der RPTU. Pestizide konnten auch in den umliegenden Wiesen nachgewiesen werden.


Brühl betont die unspezifische Wirkung von Pestiziden auf biologische Prozesse und ihre schädigende Wirkung auf Nicht-Zielarten. Im europäischen Zulassungsverfahren werden jedoch nur Einzelstoffe bewertet, nicht die komplexen Mischungen. Studien belegen den Zusammenhang zwischen Pestiziden und dem Rückgang der Artenvielfalt, insbesondere bei Insekten.


Die Forschenden plädieren für eine schnelle Reduktion des Pestizideinsatzes um 50 Prozent, wie es im Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal für 2030 festgelegt wurde. „Wir müssen jetzt handeln“, fordert Brühl. „Der Rückgang der Biodiversität wird unsere Lebensgrundlage negativ beeinflussen.“


Die Studie: Carolina Honert, Ken Mauser, Ursel Jäger, Carsten A. Brühl. 2025. Exposure of insects to current use pesticide residues in soil and vegetation along spatial and temporal distribution in agricultural sites. Scientific Reports. doi.org/10.1038/s41598-024-84811-4


Gold, Silber, Platin und Co. für die Umwelt recyceln

Smartphones stecken voller Rohstoffe, die recyelt werden können. (Foto: NABU/Sebastian Hennings
Smartphones stecken voller Rohstoffe, die recyelt werden können. (Foto: NABU/Sebastian Hennings

Am 4. Regionalmarkt des NABU Ortenberg (30. 03.25, 10.18 Uhr) sammeln wir alte und funktionsuntüchtige Handys/Smartphones und Tablets, um sie umweltgerecht recyceln und entsorgen zu lassen. Denn in Deutschlands Schubladen lagern über 200 Millionen gebrauchte Smartphones und Tablets, die nicht mehr funktionieren oder durch neuere Modelle ersetzt wurden. 

 

Das Recyclingcenter eines großen deutschen Telekommunikationsanbieters gewann aus Altgeräten mehr als zwei Tonnen Gold, 20 Tonnen Silber und 720 Tonnen Kupfer. Das ist eine große Menge wertvoller Rohstoffe, die aber nur dem Kreislauf wieder zugeführt werden können, wenn die Geräte fachgerecht aufbereitet werden. 

 

In einem Smartphone stecken etwa 60 verschiedene Rohstoffe! Darunter auch seltene Metalle und die sogenannten seltenen Erden (u.a. Gold, Platin, Silber, Pal­ladium, Kupfer, Neodym, Wolfram, Tantal, Neodym, usw.). Diese teils kritischen Rohstoffe (Einstufung der EU) sind sehr selten und nur eingeschränkt verfügbar. Deswegen wird das Recycling von Smartphones und anderen elektronischen Geräten immer wichtiger. Doch das Recycling ist teuer, und deswegen landen auch unsere Smartphones viel zu oft z.B. afrikanischen Ländern, oftmals auf Kosten der Menschen und der Natur.

 

Die Sammelbox findet Ihr am Infostand des NABU Ortenberg.


Mist, wie heißt der nochmal?

Auch naturinteressierten Menschen fällt nicht immer der Name einer Art ein - das war aber bei arten|pisa gefragt: 36 in Deutschland heimische, meist häufig vorkommende Arten anhand von Fotos zu erkennen und zu benennen. Maximal waren also 360 Punkte möglich, diese haben nur 3 der 26.552 Teilnehmenden erreicht. Im Schnitt wurden 236 Punkte erzielt. Und im Durchschnitt war auf dem Land das Wissen größer als in den Städten, und im Osten größer als im Westen.
arten|pisa wurde zum dritten Mal durchgeführt. 2017 und 2019 waren die Ergebnisse ähnlich. Wer sich bei dem Thema Artenwissen unsicher fühlt, für den sind die Angebote der NABU|naturgucker-Akademie ideal. Dort können sich Interessierte auch ohne Vorkenntnisse in kostenlosen Onlinekursen Artenwissen aneignen können.
NABU|naturgucker ist der Citizen-Science-Partner des NABU und betreibt neben der Akademie ein Meldeportal für Naturbeobachtungen.

 


"Nationale Biodiversitätsstrategie" beschlossen

Morgenröte für den Naturschutz? Aktuell bestehen vielfach Zweifel daran. (Foto: Weigand Naumann)
Morgenröte für den Naturschutz? Aktuell bestehen vielfach Zweifel daran. (Foto: Weigand Naumann)

(22.01.25): Die Bundesregierung hat am 18.12.2024 die "Nationale Biodiversitätsstrategie (NBS)" beschlossen, um den Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken. Der Beschluss ist sehr wichtig, aber die Umsetzung durch Bund, Länder, Kommunen, Wissenschaft und zivilgesell-schaftliche Akteure wird entscheidend sein.

 

Der NABU Ortenberg hofft, dass Naturschutz auch nach dem 23. Februar bei der neuen Regierung eine hohe Priorität hat und nicht populistischen Interessen zum Opfer fällt.

 

Unabhängig davon setzt sich der NABU Ortenberg weiterhin für eine gesunde und lebenswerte Natur und Umwelt ein.