Gesellschaft/Politik

Hohe biologische Vielfalt macht glücklich

Bienenfresser wurden noch nicht in Oberhessen gesichtet. Aber irgendwann werden auch die ersten bei uns auftauchen. (Foto: Horst Engler/www.naturgucker.de)
Bienenfresser wurden noch nicht in Oberhessen gesichtet. Aber irgendwann werden auch die ersten bei uns auftauchen. (Foto: Horst Engler/www.naturgucker.de)

Eine hohe biologische Vielfalt in der näheren Umgebung ist für die Lebenszufriedenheit genauso wichtig wie das Einkommen. Wissenschaftler*innen konnten erstmals europaweit zeigen, dass die individuelle Lebenszufriedenheit mit der Vielfalt der Vogelarten im Umfeld korreliert. 


Zehn Prozent mehr Vogelarten im Umfeld steigern die Lebenszufriedenheit demnach mindestens genauso stark wie ein vergleichbarer Einkommenszuwachs. Doch auch ein zweiter Aspekt beeinflusst die Lebenszufriedenheit: die Umgebung. Besonders viele  Vogelarten gibt es nämlich dort, wo der Anteil an naturnahen und abwechslungsreichen Landschaften hoch ist und es viele Grünflächen und Gewässer gibt.

Vögel eignen sich als Indiz für biologische Vielfalt, da sie – vor allem in Städten – zu den sichtbarsten Elementen der belebten Natur zählen. Zudem ist ihr Gesang häufig selbst dann zu hören, wenn der eigentliche Vogel nicht zu sehen ist, die meisten Vogelarten sind beliebt und werden gern beobachtet.

Leider ist es aber so, dass viele Vogelarten und generell die biologische Vielfalt in der europäischen Agrarlandschaft in einem dramatischen Maße schwinden. Es besteht daher die Gefahr, dass auch die Lebenszufriedenheit der Menschen bei einer verarmten Natur leidet.

„Naturschutz sichert deshalb nicht nur unsere materielle Lebensgrundlage, sondern ist auch eine Investition in unser aller Wohlbefinden“, gab Studienleiter Methorst zu bedenken.

Publikation: Methorst, J. et al. (2020): The importance of species diversity for human well-being in Europe. Ecological Economics, doi: 10.1016/j.ecolecon.2020.106917


Büdinger Wolfgang-Ernst-Gymnasium ist weltweit die allererste „Blue Community School“

Wasser ist lebenswichtig - für alle Menschen. (Foto: Claus Diegel/www.naturgucker.de)
Wasser ist lebenswichtig - für alle Menschen. (Foto: Claus Diegel/www.naturgucker.de)

Als weltweit erste Schule trat das Wolfgang-Ernst-Gymnasium (WEG) der Blue Community im Jahre 2022 bei.  Die Mitbegründerin und Trägerin des alternativen Nobelpreises Maude Barlow, überreichte persönlich am 23. Mai 2022 die Urkunde, und hielt vor den Schülern einen Vortrag, der ihnen das Thema Wasser zu einer Herzensangelegenheit werden ließ.


Die weltweite Initiative Blue Community, gegründet 2009, setzt sich für einen nachhaltigen und fairen Zugang zu Wasser für alle ein. Sie besteht aus einem Netzwerk von Gemeinden, Universitäten, NGOs, Schulen, Kirchgemeinden, Gewerkschaften und anderen Körperschaften, die sich mit einer Selbstverpflichtung zu den folgenden vier Grundsätzen einer Blue Community bekennen:  

  • Anerkennung des Wassers als Menschenrecht
  • Wasserdientsleistungen bleiben in der öffentlichen Hand
  • Leitungswasser anstatt Flaschenwasser trinken
  • Blue Communitys vernetzten sich und pflegen öffentlichen Partnerschaften

Und deswegen werden in Büdingen am Wolfgang-Ernst-Gymnasium immer wieder Projekttage und Veranstaltungen zum Thema nachhaltige Wassernutzung durchgeführt. So werden die Schülerinnen und Schülern angeregt, sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Trinkwasser einzusetzen.


„Die Kriege des 21. Jahrhunderts werden nicht um Öl, sondern um Wasser geführt“, sagte im Jahr 1986 der spätere UNO-Generalsekretär Boutros-Ghali. Denn schon damals gehörte der Streit um Wasser zum Alltag vieler Menschen. Seither hat sich mit der zunehmenden Klimaveränderung und der Entstehung einer globalen Wasserkrise das Konfliktpotential verschärft.

 

Homepage von Blue Community Deutschland

 


Pestizide: ungeklärte Fragen

Viele Forschende plädieren für eine schnelle Reduzierung des Pestizideinsatzes um 50 Prozent, wie es im Globalen Biodiversitätsrahmen von Montreal für 2030 festgelegt wurde. (Foto: NABU/Klemens Karkow)
Viele Forschende plädieren für eine schnelle Reduzierung des Pestizideinsatzes um 50 Prozent, wie es im Globalen Biodiversitätsrahmen von Montreal für 2030 festgelegt wurde. (Foto: NABU/Klemens Karkow)

Chemisch-synthetische Pestizide werden in der Landwirtschaft vielseitig eingesetzt und wirken nicht nur gezielt, sondern schädigen auch Nicht-Zielarten wie Schmetterlinge oder Regenwürmer. Eine Studie der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) untersuchte erstmals die Pestizidbelastung im Jahresverlauf. Sie zeigt, dass Stoffe nicht nur während der Spritzphasen, sondern ganzjährig und auch auf angrenzenden Wiesen nachweisbar sind. Die Auswirkungen dieser chronisch nachgewiesenen komplexen Pestizidmischungen auf die Umwelt sind bislang nicht ausreichend untersucht.


„Dass es nach mehr als 50 Jahren Einsatz von Pestiziden keine Daten zur Belastung der Ackerböden gibt, erscheint umso erstaunlicher, da Pestizide Bodenlebewesen und damit auch die Bodenfruchtbarkeit negativ beeinflussen“, so Carsten Brühl, Ökotoxikologe an der RPTU. Pestizide konnten auch in den umliegenden Wiesen nachgewiesen werden.


Brühl betont die unspezifische Wirkung von Pestiziden auf biologische Prozesse und ihre schädigende Wirkung auf Nicht-Zielarten. Im europäischen Zulassungsverfahren werden jedoch nur Einzelstoffe bewertet, nicht die komplexen Mischungen. Studien belegen den Zusammenhang zwischen Pestiziden und dem Rückgang der Artenvielfalt, insbesondere bei Insekten.


Die Forschenden plädieren für eine schnelle Reduktion des Pestizideinsatzes um 50 Prozent, wie es im Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal für 2030 festgelegt wurde. „Wir müssen jetzt handeln“, fordert Brühl. „Der Rückgang der Biodiversität wird unsere Lebensgrundlage negativ beeinflussen.“


Die Studie: Carolina Honert, Ken Mauser, Ursel Jäger, Carsten A. Brühl. 2025. Exposure of insects to current use pesticide residues in soil and vegetation along spatial and temporal distribution in agricultural sites. Scientific Reports. doi.org/10.1038/s41598-024-84811-4


Gold, Silber, Platin und Co. für die Umwelt recyceln

Smartphones stecken voller Rohstoffe, die recyelt werden können. (Foto: NABU/Sebastian Hennings
Smartphones stecken voller Rohstoffe, die recyelt werden können. (Foto: NABU/Sebastian Hennings

Am 4. Regionalmarkt des NABU Ortenberg (30. 03.25, 10.18 Uhr) sammeln wir alte und funktionsuntüchtige Handys/Smartphones und Tablets, um sie umweltgerecht recyceln und entsorgen zu lassen. Denn in Deutschlands Schubladen lagern über 200 Millionen gebrauchte Smartphones und Tablets, die nicht mehr funktionieren oder durch neuere Modelle ersetzt wurden. 

 

Das Recyclingcenter eines großen deutschen Telekommunikationsanbieters gewann aus Altgeräten mehr als zwei Tonnen Gold, 20 Tonnen Silber und 720 Tonnen Kupfer. Das ist eine große Menge wertvoller Rohstoffe, die aber nur dem Kreislauf wieder zugeführt werden können, wenn die Geräte fachgerecht aufbereitet werden. 

 

In einem Smartphone stecken etwa 60 verschiedene Rohstoffe! Darunter auch seltene Metalle und die sogenannten seltenen Erden (u.a. Gold, Platin, Silber, Pal­ladium, Kupfer, Neodym, Wolfram, Tantal, Neodym, usw.). Diese teils kritischen Rohstoffe (Einstufung der EU) sind sehr selten und nur eingeschränkt verfügbar. Deswegen wird das Recycling von Smartphones und anderen elektronischen Geräten immer wichtiger. Doch das Recycling ist teuer, und deswegen landen auch unsere Smartphones viel zu oft z.B. afrikanischen Ländern, oftmals auf Kosten der Menschen und der Natur.

 

Die Sammelbox findet Ihr am Infostand des NABU Ortenberg.


Mist, wie heißt der nochmal?

Auch naturinteressierten Menschen fällt nicht immer der Name einer Art ein - das war aber bei arten|pisa gefragt: 36 in Deutschland heimische, meist häufig vorkommende Arten anhand von Fotos zu erkennen und zu benennen. Maximal waren also 360 Punkte möglich, diese haben nur 3 der 26.552 Teilnehmenden erreicht. Im Schnitt wurden 236 Punkte erzielt. Und im Durchschnitt war auf dem Land das Wissen größer als in den Städten, und im Osten größer als im Westen.
arten|pisa wurde zum dritten Mal durchgeführt. 2017 und 2019 waren die Ergebnisse ähnlich. Wer sich bei dem Thema Artenwissen unsicher fühlt, für den sind die Angebote der NABU|naturgucker-Akademie ideal. Dort können sich Interessierte auch ohne Vorkenntnisse in kostenlosen Onlinekursen Artenwissen aneignen können.
NABU|naturgucker ist der Citizen-Science-Partner des NABU und betreibt neben der Akademie ein Meldeportal für Naturbeobachtungen.

 


"Nationale Biodiversitätsstrategie" beschlossen

Morgenröte für den Naturschutz? Aktuell bestehen vielfach Zweifel daran. (Foto: Weigand Naumann)
Morgenröte für den Naturschutz? Aktuell bestehen vielfach Zweifel daran. (Foto: Weigand Naumann)

(22.01.25): Die Bundesregierung hat am 18.12.2024 die "Nationale Biodiversitätsstrategie (NBS)" beschlossen, um den Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken. Der Beschluss ist sehr wichtig, aber die Umsetzung durch Bund, Länder, Kommunen, Wissenschaft und zivilgesell-schaftliche Akteure wird entscheidend sein.

 

Der NABU Ortenberg hofft, dass Naturschutz auch nach dem 23. Februar bei der neuen Regierung eine hohe Priorität hat und nicht populistischen Interessen zum Opfer fällt.

 

Unabhängig davon setzt sich der NABU Ortenberg weiterhin für eine gesunde und lebenswerte Natur und Umwelt ein.